BMZ Digitalforum: KI-Revolution in der Entwicklungszusammenarbeit?

Unter dem Motto „KI zum Anfassen – wie revolutioniert die Technologie die Praxis der Entwicklungszusammenarbeit?“ fand am Dienstag das Digitalforum des Bundesentwicklungsministeriums (BMZ) in Berlin statt.

Interessierte und Expert*innen aus BMZ, GIZ, KfW, DEval und weiteren Organisationen der deutschen Entwicklungszusammenarbeit kamen zusammen und diskutierten gemeinsam mit Partnern wie Smart Africa, Local Development Research Institute und SUPERRR Lab über die Chancen, Risiken und konkrete Anwendungen von Künstlicher Intelligenz (KI) in der Entwicklungszusammenarbeit.

 

Noémie Bürkl © GIZ

Rund 80 Prozent der SDG-Unterziele könnten durch den gezielten Einsatz von KI beschleunigt erreicht werden – von besseren landwirtschaftlichen Erträgen über die gezieltere Verteilung von Impfstoffen bis hin zu Bürgerservices in lokalen Sprachen.

 

Noémie Bürkl (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung)

Chancen nutzen, Risiken eindämmen

Digitalisierung prägt unser aller Alltag – doch keine andere Technologie wird derzeit so intensiv diskutiert wie KI. Und das nicht ohne Grund: KI wird unseren Alltag, die Wirtschaft und die Arbeitswelt ebenso umkrempeln wie die Politikgestaltung und kann zugleich ein Motor für die Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs) sein. Rund 80 Prozent der SDG-Unterziele könnten durch den gezielten Einsatz von KI beschleunigt erreicht werden – von besseren landwirtschaftlichen Erträgen über die gezieltere Verteilung von Impfstoffen bis hin zu Bürgerservices in lokalen Sprachen.

Doch wie jede Technologie birgt auch die KI Risiken: bestehende Ungleichheiten zu verschärfen oder neue Abhängigkeiten zu schaffen zum Beispiel – etwa, weil wegen mangelnder Daten marginalisierte Gruppen in den Algorithmen diskriminiert werden oder das nötige technologische Wissen zu KI sich bei wenigen Akteuren konzentriert. Und manchmal ist es schwierig zu sagen, ob der Nutzen den möglichen Schaden überwiegt: KI kann Lösungen liefern, um den Klimaschutz zu verbessern – gleichzeitig ist der hohe Energieverbrauch von KI-Anwendungen eine Herausforderung für die globale Klimapolitik. Beim Digitalforum war man sich einig: Die Förderung von menschzentrierter, offener, vertrauenswürdiger, verantwortungsvoller und nachhaltiger KI ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass das Potenzial der Technologie für nachhaltige Entwicklung ausgeschöpft wird.

Die Probleme von KI sind vielschichtig und über die meisten sprechen wir noch nicht genug: Von Diskriminierung und Compliance, über globale Arbeitsbedingungen, bis hin zu Investitionen in das „falsche“ Ende des Technologie-Stacks – also in kurzfristige Gewinne statt in Innovationen, die Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit fördern.

Elisa Lindinger (SUPERRR Lab)

Gemeinsam für eine gerechte KI-Zukunft

Seit 2019 engagiert sich das BMZ aktiv für den Einsatz von KI in der Entwicklungszusammenarbeit und zählt damit zu den Vorreitern unter den Geberländern weltweit. Wie genau, das illustrieren die konkreten Beispiele aus dem BMZ-Portfolio, die beim Digitalforum vorgestellt wurden: KI hilft beispielsweise in der Krebsfrüherkennung in Kambodscha oder bei der Evaluierung von Projekten in der Kreislaufwirtschaft. Auch die Leuchtturminitiative der nationalen KI-Strategie, FAIR Forward, wurde präsentiert:

Dank Fair Forward profitieren mehr als 500 Millionen Menschen in Afrika und Asien von offenen Sprachtechnologvien– KI hilft beispielsweise in der landwirtschaftlichen Beratung oder im Gesundheitssektor. In Indien, Kenia, Ghana und Südafrika fördert FAIRForward außerdem KI-Systeme in der Erntevorhersage und Schädlingsbekämpfung. Dadurch konnten mehr als 400.000 Kleinbäuer*innen ihre Ernteerträge steigern.

 

By using open AI technologies, we enable smallholder farmers to access hyperlocalised early warning and climate sensitive advisory messages that allow them to take action to protect their crops from failure.

Muchiri Nyaggah (Local Development Research Institute Kenia)

Neben seinem innovativen KI-Portfolio setzt sich das BMZ auf globaler Ebene für verantwortungsvolle Regulierung und Einsatz von KI-Technologien zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele ein – sichtbar zum Beispiel in wichtigen entwicklungspolitischen Zielen im Global Digital Compact oder in der Erarbeitung der „Hamburg Declaration on Responsible AI for the SDGs“. Auch die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten von KI in der täglichen Arbeit des BMZ wurden im Rahmen des Digitalforums vorgestellt. Highlights der Veranstaltung waren die Keynote von Elisa Lindinger, Mitgründerin des SUPERRR Labs, zur Macht von Algorithmen sowie ein Impuls des Local Development Research Institute aus Kenia zu KI in der Landwirtschaft. Den Abschluss bildete ein spannender Impuls zur Bedeutung von KI in Afrika von Lacina Koné, dem Generaldirektor von Smart Africa.

Lacina Koné © Smart Africa

AI is no longer a thing of the future – it is happening now, and we need to be ready for it. Those who fail to adapt to AI will be left behind by those who do.

 

Lacina Koné (Smart Africa)