Die Twin Transition mitgestalten: Wie Digitalzentren lokale Ökosysteme in der grünen und digitalen Transformation stärken
Die BMZ Digitalzentren in Vietnam, Niger, Indonesien und Mexiko unterstützen die globale grüne und digitale Transformation, auch bekannt als Twin Transition, mit individuellen Ansätzen und Initiativen. Als globales Netzwerk arbeiten sie gemeinsam an verschiedenen Aspekten dieser transformativen Entwicklung, fördern Innovationen und befähigen Gesellschaften, lokale Lösungen für ein globales Problem zu entwickeln.
Wir stehen vor der Herausforderung, unsere Lösung bekannt zu machen, weil es an Aufmerksamkeit und Ressourcen mangelt, um potenzielle Kunden zu erreichen.
Minh H. Nguyen, Gründer des Start-ups IoTeamVN
Das Produkt seines Unternehmens, eine Smart-Home-Lösung, die dabei hilft, den Strom- und Wasserverbrauch zu überwachen und zu reduzieren, stößt auf ein wachsendes Bedürfnis vieler Haushalte in einem Land mit einer florierenden Wirtschaft, das zugleich eines der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Gebiete der Welt ist. Den notwendigen Marktanteil zur nachhaltigen Finanzierung des Betriebs und zur Weiterentwicklung innovativer Produkte zu erreichen, ist jedoch eine entscheidende Herausforderung für Unternehmer*innen in der Region. Für das Digitalzentrum in Hanoi und dessen Projektleiter Tarek Hassan ist die Bereitstellung einer Plattform zur Unterstützung vielversprechender junger Start-ups ein wichtiger Impulsgeber für die globale grüne und digitale Transformation.
Um dies zu gewährleisten, hat das Digitalzentrum Vietnam den Green Tech Incubator ins Leben gerufen, der bisher 20 Start-ups finanziert und gecoacht hat. Diese Unterstützung verhilft ihnen zu größerer Sichtbarkeit, neuen Geschäftsmöglichkeiten und potenziellen Partnerschaften mit anderen grünen Technologieunternehmen. Als erfolgreiches Modell in der Region konzentriert sich der Green Tech Incubator auf die Förderung von Lösungen zur Eindämmung des Klimawandels, zur Anpassung an seine Folgen und zum Schutz der natürlichen Ressourcen.
Über 3000 km entfernt, in Indonesien, verfolgen das Digitalzentrum und das Make-IT-Vorhaben einen ähnlichen Ansatz mit „Digital Grounds“. Bei der Veranstaltungsreihe kommen Green-Tech-Startups, Inkubatoren, KKMU, internationale Organisationen und Vertreter*innen des Ministeriums für nationale Entwicklungsplanung zusammen, um die wichtigsten Hebel für die grüne digitale Wirtschaft in Indonesien zu diskutieren. „Der Elan und die Kreativität des indonesischen Ökosystems für grüne und saubere Technologien sind bereits erstaunlich“, sagt Daniel Schröder, Leiter des Digitalzentrums Indonesien.
In der Tat nutzt das Land bereits die Möglichkeiten bahnbrechender digitaler Technologien, um die grüne Transformation der gesamten Wirtschaft zu beschleunigen, insbesondere durch nachhaltige Energieerzeugung. Als eines von vielen innovativen Projekten nutzt der Solar Energy Estimator for Rooftops in Indonesia (SEERI) geografische Informationssysteme (GIS) und maschinelles Lernen, um das Photovoltaik-Potenzial von Gebäudedächern in städtischen Gebieten zu ermitteln. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtenergieerzeugung in Indonesien beträgt etwa 18 %, und Instrumente wie SEERI bilden eine wichtige Grundlage für die weitere Steigerung dieses Anteils, indem sie Haus- und Geschäftseigentümern ein genaueres Bild über das Solarpotenzial ihrer Dächer vermitteln. Auf der Insel Bali wird nun ein erstes Pilotprojekt mit einer Fläche von rund 100 Quadratkilometern durchgeführt – eine landesweite Ausweitung ist bereits angedacht.
Um diese Bemühungen auf regionaler Ebene mit anderen Start-ups und politischen Entscheidungsträgern aus ganz Asien und Deutschland zu vernetzen, haben die Digitalzentren Vietnam und Indonesien Expert*innen eingeladen, ihre Erfahrungen auf dem AsiaBerlin-Gipfel zu präsentieren. Nach Pitches von IoTeamVN und dem indonesischen Startup Carbon Ethics berichteten hochrangige Beamt*innen des Nationalen Innovationszentrums Vietnams (NIC) und des indonesischen Ministeriums für Nationale Entwicklungsplanung über ihre Erfahrungen bei der Förderung von Green Tech und besprachen Strategien, um diese wichtigen Initiativen voranzutreiben.
Die Partnerländer der Digitalzentren in Asien, Afrika und Lateinamerika sehen sich bei ihrem Streben nach einem doppelten Übergang mit sehr unterschiedlichen Herausforderungen konfrontiert. In Ländern mit einem noch jungen Industriesektor wie Niger kann die Schaffung erschwinglicher Lösungen für den Bau sowie die Wartung und die Reparatur von Hardware und Geräten vor Ort entscheidend für eine nachhaltige digitale Transformation der Wirtschaft sein. In Niamey unterstützt ein Team unter der Leitung des Digitalzentrum Niger die Expansion eines Drohnen-Startups durch Coaching und Zugang zu einem hochmodernen 3D-Drucker. Mit dieser Maschine können viele Komponenten der Drohnen unabhängig von Auftragnehmer*innen gedruckt werden. Ein Vorbild für dieses Projekt ist die erfolgreiche „Data and Drone Academy“ von UNICEF und GIZ in Malawi, die sich auf den Einsatz von Drohnen zum Aufbau schneller und nachhaltiger Versorgungsketten in ländlichen Gebieten konzentriert und insbesondere medizinische Hilfsgüter an über 750.000 Menschen liefert. Die Drohnen sammeln unterwegs auch wertvolle Wetterdaten, die den Bauern und Bäuer*innen bei der Anpassung an den Klimawandel helfen.
Neben der Identifizierung und Skalierung zahlreicher innovativer Lösungen für die Twin Transition, unterstützen die Zentren für digitale Transformation auch die Entwicklung von Politiken und Strategien zur Förderung digitaler Ökosysteme und grüner Innovationen auf nationaler Ebene. So bringt das Digitalzentrum Mexiko den privaten, öffentlichen und sozialen Sektor in einer partizipativen Workshop-Reihe zusammen, um die Chancen digitaler Technologien für den Klimaschutz zu erörtern und sich mit den wichtigsten Herausforderungen zu befassen, die es zu bewältigen gilt. Die Debatte wurde von einer umfassenden Studie begleitet, die hier verfügbar ist.
Ein wichtiger Faktor für die Verbreitung des grünen digitalen Wandels in der mexikanischen Wirtschaft sind Unterstützungsorganisationen für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU). Mehr als hundert solcher Organisationen haben bereits an Workshops teilgenommen, die vom Digitalzentrum Mexiko zum Thema „Twin Transition“ organisiert wurden. Die interaktiven Veranstaltungen zielen darauf ab, das Wissen, die Fähigkeiten und die Fertigkeiten dieser Organisationen zu vertiefen und ihnen dabei zu helfen, Unternehmer*innen bei der Entwicklung nachhaltiger digitaler Innovationen in Mexiko zu unterstützen.
Obwohl die Digitalzentren in sehr unterschiedlichen Partnerländern mit unterschiedlichen Entwicklungsprioritäten und sozioökonomischen Kontexten tätig sind, teilen sie die Überzeugung, dass digitale und nachhaltige Strategien gemeinsam entwickelt werden können und müssen. Durch die Arbeit an vielen Facetten dieses komplexen Themas und den Erfahrungsaustausch darüber, können die Digitalzentren lokale digitale Ökosysteme effektiver dabei unterstützen, die Chancen und Herausforderungen der Twin Transition zu meistern.