Welchen Einfluss privatwirtschaftliche Giganten auf die digitale Infrastruktur des Globalen Südens haben
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Leistungsfähige digitale Infrastrukturen sind die Voraussetzung dafür, dass Bürger*innen, Unternehmen und öffentliche Verwaltungen die Chancen des digitalen Wandels für sich nutzen können. Außerdem sind Qualität und Reichweite von Kommunikationsdiensten ausschlaggebend für die Effizienz der nationalen Wirtschaft und internationalen Wettbewerbsfähigkeit einzelner Staaten.
Digitale Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern
Derzeit ist weltweit jeder zweite Mensch “offline”. So bildet sich eine digitale Kluft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern, zwischen sozialen Schichten, zwischen Stadt und Land und zwischen den Geschlechtern.
Durch Investitionen in die digitale Infrastruktur in Verbindung mit dem Aufbau digitaler Kompetenzen kann die digitale Kluft verringert werden.
Ein Machtgefälle im globalen Tech-Ökosystem
Vielen Ländern des globalen Südens fehlen die Ressourcen und die Infrastruktur, um den Ton für die digitale Entwicklung anzugeben oder die Regeln für den internationalen digitalen Raum mitzugestalten. Insgesamt prägen die Interessen und Werte von zwei mächtigen Akteur*innen – den Vereinigten Staaten und China – das globale Tech-Ökosystem, wobei die Europäische Union versucht, eine dritte, ausgleichende Kraft zu werden.
Nach einer Schätzung von Forbes besitzen oder kontrollieren weniger als 20 Unternehmen 80 Prozent unserer wesentlichen globalen digitalen Infrastruktur in Form von Cloud-Speicher und Rechenleistung. Die größten dieser Plattformen – Apple, Microsoft, Amazon, Alphabet (Google), Meta (Facebook), Tencent und Alibaba – investieren zunehmend in alle Teile der globalen Datenwertschöpfungskette:
- Datenerfassung durch die nutzerorientierten Plattformdienste,
- Datenübertragung durch Unterseekabel und Satelliten,
- Datenspeicherung (Rechenzentren) sowie
- Datenanalyse, -verarbeitung und -nutzung, beispielsweise durch KI.
Eine solche Konzentration digitaler Macht kann enorme Herausforderungen für einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz mit sich bringen, zum Beispiel in Bezug auf die wachsende Kluft zwischen privaten und öffentlichen Kapazitäten oder die zunehmende Ungleichheit innerhalb und zwischen Gesellschaften.
Internationale Zusammenarbeit für die lokale Netzinfrastruktur
Es gibt mehrere Bereiche, in denen die Entwicklungsgemeinschaft mit beispielsweise afrikanischen Akteur*innen zusammenarbeiten kann, um die digitale Entwicklung zu unterstützen. Insgesamt kommt es darauf an, eine Politik zu entwickeln, die Investitionen anzieht und Innovationen anregt, um Plattformen und Systeme in den kritischen Bereichen zu schaffen, z.B. Breitband, digitale Kompetenzen oder ein digitaler Vertrauensrahmen für Interoperabilität.
Sobald die Netzinfrastruktur aufgebaut ist, kann die Infrastruktur lokaler Rechenzentren hinzugefügt werden, um lokal bereitgestellte digitale Dienste und das Wachstum eines lokalen digitalen Ökosystems zu unterstützen.
Einen Überblick über Internet Exchange Points (IXPs), Unterseekabel und weltweite Übertragungswege liefert die interaktive Transmission Network Map der ITU.
Regulierungen, Policies, Strategien & Gesetze als Hilfestellung für die Entwicklungspolitik
Die Kommunikationsunternehmen des privaten Sektors werden zum Großteil den Ausbau digitaler Infrastrukturen übernehmen. Trotzdem oder gerade deswegen sollten Regierungen Folgendes sicherstellen:
- Festlegung des breiteren strategischen Rahmens für die Entwicklung der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft, einschließlich Bereichen wie Frequenzpolitik, Qualifikationsentwicklung, digitale Kompetenz, Zugang für benachteiligte Gruppen usw.
- die Entwicklung eines wirksamen Rechtsrahmens für den Aufbau von Infrastrukturen
- Direktinvestitionen oder privat-öffentliche Partnerschaften zum Aufbau großer digitaler Infrastruktursysteme
Das Handbuch zur digitalen Regulierung und die Online-Plattform zur digitalen Regulierung der Weltbank und ITU soll Politiker*innen und Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt, die die Vorteile der digitalen Wirtschaft und Gesellschaft für ihre Bürger*innen und Unternehmen nutzen wollen, praktische Anleitungen und bewährte Verfahren an die Hand geben.