Im Spotlight: Die BMZ-Datenstrategie

Telefonieren, E-Mail-Checken, Fotografieren oder der Online-Termin – all diese Aktivitäten erzeugen Daten, die unsere moderne Welt auf vielfältige Weise widerspiegeln. Die Fähigkeit, diese Daten zu verstehen und gezielt zu nutzen, hat das Potenzial, das Leben der Menschen grundlegend zu verbessern.

Dennoch bleibt ein Großteil der verfügbaren Daten ungenutzt. Allein in Deutschland werden derzeit rund 80 Prozent der industriell erzeugten Daten nicht weiterverwendet. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) möchte das ändern. Mit seiner neuen Datenstrategie will das Ministerium dazu beitragen, dass relevante Daten in Deutschland und den Partnerländern verfügbar sind und besser genutzt werden können, um die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erreichen. Doch wie wird die Strategie den Alltag der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit konkret verändern – oder anders gefragt:

Stellen Sie sich vor, es ist 2030: Wie haben Daten und die BMZ-Datenstrategie das Leben in unseren Partnerländern und die Arbeit im BMZ verbessert?

  • Dr. Iliya Nickelt

    Chief Data Scientist und Leiter Projektgruppe Datenlabor im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

    Durch den rasanten Fortschritt der KI sind Prognosen bis 2030 anspruchsvoll. Sicher ist: Wir werden bis dahin die Verfügbarkeit und den Fluss von relevanten Daten spürbar verbessert haben. Dazu müssen wir eine Daten-Infrastruktur mit den Durchführungsorganisationen schaffen, um gemeinsam eine effiziente Verarbeitung verschiedener Datentypen zu erschließen, wie Geodaten, Wirtschaftszahlen, andere Kennwerte und vor allem die vielen Berichte in Textform.

    Daten werden evidenzbasierte Entscheidungen vor allem in Bereichen wie Agrarwirtschaft, Biodiversität, Klima und Stadt- und Verkehrsplanung erleichtern. Wir müssen damit so schnell wie möglich den Herausforderungen der weltweiten Klimaveränderung begegnen, primär in Bezug auf ausreichende Ernährung, Erhalt der Lebensbedingungen und Begrenzung der Risiken.

    Ich hoffe, dass wir für diese Aufgabe eine der größten Stärken von KI erschließen können, nämlich ihre Fähigkeit, mit großen Datenmengen besser umzugehen als der Mensch. Das sollte eine neue Tiefe für Analysen und Vorhersagen ermöglichen. Hier erwarte ich die größten Vorteile, um die Wirksamkeit unserer Maßnahmen gemeinsam mit unseren Partnerländern zu optimieren.

  • Dulce Colín

    Generaldirektorin für Gleichstellung und Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt in der Regierung von Mexiko-Stadt

    Die Datenstrategie des BMZ könnte maßgeblich dazu beitragen, schneller wirksame Lösungen zu entwickeln – beispielsweise mit der gezielten Sammlung und Analyse geschlechtsspezifischer Daten. Ein Beispiel dafür, wie diese Strategie Gleichberechtigung und Inklusion befördern kann: Wenn wir etwa Daten darüber erheben, wie sich die Beschäftigungsrate von Frauen in verschiedenen Regionen unterscheidet, können wir daraus maßgeschneiderte Schulungs- und Bildungsprogramme entwickeln, die speziell auf die Bedürfnisse von Frauen in unterversorgten Gebieten ausgerichtet sind.

    Daten werden also nicht nur gesammelt, sondern auch gezielt eingesetzt, um die Lebensrealität von Frauen zu verbessern und eine inklusivere Gesellschaft zu schaffen. Das ist es, worum es bei der Datenstrategie wirklich geht – Daten so zu nutzen, dass sie konkrete, positive Veränderungen bewirken.

    Für die Zukunft bedeutet das, dass wir Daten noch stärker in den Designprozess von politischen Maßnahmen integrieren können. Außerdem werden der private und öffentliche Sektor enger zusammenarbeiten, um neue Datenquellen im Sinne des Gemeinwohls zu nutzen.

  • Dr. Gerhard Ressel

    Referat 111: Grundsätze Datenmanagement im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

    Ich bin vom entwicklungspolitischen Potenzial, das von Daten ausgeht, fest überzeugt. In der Datenstrategie beschreiben wir, wie die verantwortungsvolle Erhebung und Nutzung von Daten zu einer nachhaltigen und menschenzentrierten Entwicklung beitragen kann. Darauf möchten wir in Zusammenarbeit mit unseren Partnerländern hinwirken.

    Nehmen wir einige Beispiele: Im Gesundheitsbereich lässt sich durch Echtzeit-Datenanalysen die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Malaria verhindern. Damit sind transparente Entscheidungen möglich, wo und wann Impfstoffe oder Medikamente verteilt werden müssen. Geodaten und KI können bei der Entscheidung helfen, wo Schulen oder Straßen gebaut werden sollen.Und mit präziser Datenerfassung lässt sich die landwirtschaftliche Produktivität in ländlichen Regionen verbessern und ein effektives Wassermanagement einrichten. Nicht zu vergessen sind die wirtschaftlichen Impulse, die in Entwicklungs- und Schwellenländern von einer funktionierenden Datenökonomie ausgehen.

    Auch innerhalb des BMZ und der deutschen Entwicklungszusammenarbeit wird die Zusammenarbeit durch Datenaustausch und neue Methoden der Auswertung effizienter werden. Effizientere Verwaltung führt zu einer effektiveren und transparenteren Entwicklungszusammenarbeit, die das Leben in unseren Partnerländern nachhaltig verbessert.

Hintergrund

Die BMZ-Datenstrategie wurde im September 2024 veröffentlicht und knüpft an die Digitalstrategie der Bundesregierung und die Nationale Datenstrategie an. Sie möchte dazu beitragen, dass relevante Daten verfügbar sind und genutzt werden, um die Nachhaltigkeitsziele der Agenda 2030 zu erreichen. Dafür setzt die Strategie ihre Ziele über fünf verschiedene Handlungsfelder um. Zum einen soll das interne Datenmanagement und die Datenkultur verbessert werden, um mehr Daten für entwicklungspolitische Entscheidungen zu generieren und bereitzustellen. Zum anderen sollen Partnerländer unterstützt werden, Daten selbstbestimmt und wertschöpfend zu nutzen. Dabei hat das BMZ auch die Risiken im Blick, die sich aus der Analyse von großen Datenmengen und personenbezogenen Daten ergeben können und setzt sich für einen werteorientierten Umgang mit Daten ein.