Datenmärkte weltweit fördern
In den letzten Jahren hat sich eine Datenwirtschaft entwickelt, die vor allem personenbezogene Daten sammelt: Verkaufsplattformen, smarte Haushaltsgeräte, Fitnesstracker oder Navigationsapps erzeugen wertvolle Nutzerprofile. Bislang können meistens nur große Tech-Unternehmen auf die Daten zugreifen und mit ihnen handeln. Länder des Globalen Südens können so nur in geringem Ausmaß von der Datenwirtschaft profitieren, dabei kann Datenwertschöpfung gerade in der Entwicklungszusammenarbeit verschiedenen Akteur*innen eine Informationsgrundlage bieten, um bessere Entscheidungen zu treffen und einen besseren Zugang zu Gesundheitsversorgung, Bildung, Gütern, Dienstleistungen, Lebensmitteln und Energie zu gewährleisten.
Obwohl der Globale Süden im Vergleich nicht mit dem rasanten Wachstum der digitalen Wirtschaft in Europa und den USA mithalten kann, zeichnet sich in Afrika eine positive Entwicklung ab. Auf dem Kontinent wuchs die Anzahl der Tech-Start-Ups zwischen 2014 und 2019 um das zehn-fache. Der zentrale Wachstumstreiber der digitalen Wirtschaft ist die Fähigkeit, große Datenmengen zu sammeln und zu analysieren. So entstand in den letzten Jahren eine Datenwirtschaft, deren Dynamik hauptsächlich von Haltern großer Datenmengen (Big-Data-Inhaber) und ihrer Interessen geprägt wird.
Förderung von Datenmärkten in Afrika
In Afrika liegt das wirtschaftliche Nutzen von Daten bisher meist in den Händen weniger Tech-Giganten. Sei es in Bezug auf Fähigkeiten und Arbeitskräfte, Datenschutz, wirtschaftliche Wertschöpfung, Besteuerung und andere Regulierungen, dominieren derzeit fast ausschließlich ausländische Tech-Unternehmen die digitale Wirtschaft. Dabei fließt die Wertschöpfung der Datenwirtschaft ins Ausland ab und afrikanische Länder können nur begrenzt davon profitieren. In Zukunft werden politische Selbstbestimmung und weitere wirtschaftliche Entwicklungspotenziale zunehmend von der Fähigkeit abhängen, den Wert von Daten zu verstehen. Dafür müssen die entsprechende Dateninfrastruktur und datengetriebene Dienste aufgebaut werden, um lokale Wertschöpfung zu ermöglichen, Innovationsökosysteme zu fördern und lokale Unternehmer*innen und Investor*innen zu unterstützen. Dazu braucht es neben der Expertise, lokale Infrastrukturen (wie z.B. Rechenzentren) für die Verarbeitung und Speicherung von Daten und vor allem länderübergreifend harmonisierte Gesetze für den Datenschutz, um die digitale Rechte von Bürger*innen zu gewährleisten.
Im Jahr 2021 haben die Europäischen Kommission, die Kommission der Afrikanischen Union, die Smart Afrika Allianz und das BMZ den politischen Rahmen „EU-AU Data Flagship“ mit zwei Hauptzielen vereinbart: wirtschaftliche und gesellschaftliche Potenziale von Daten für Bürger*innen zu erschließen sowie den Schutz vor Missbrauch ihrer Daten durch Unternehmen oder staatliche öffentliche Stellen. Zur Verwirklichung der EU-AU-Initiative wurde 2020 die vom BMZ geförderte politische Initiative „Datenmärkte“ ins Leben gerufen.
Unser Ansatz und unser Ziel
Die Datenmärkte Initiative fördert die Entwicklung einer fairen und inklusiven datengesteuerten Wirtschaft, indem sie die Umsetzung von Datenschutzvorschriften vorantreibt, den Datenaustausch testet, um lokale Innovationen voranzutreiben, und die lokale Wertschöpfung unterstützt. Es werden Voraussetzungen geschaffen, dass Bürger*innen, insbesondere marginalisierte Gruppen, Frauen und Jugendliche, gleichberechtigten Zugang, gleichberechtigte Kompetenzen und Möglichkeiten haben, sich an der digitalen Wirtschaft zu beteiligen und davon zu profitieren. Derzeit arbeiten wir auf dem afrikanischen Kontinent unter anderem mit dem Smart Africa Sekretariat, dem Netzwerk afrikanischer Datenschutzbehörden, nationalen Regulierungsbehörden sowie Akteuren des Privatsektors und der Zivilgesellschaft zusammen, um drei Hauptziele zu erreichen:
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Gemeinsam mit lokalen Partnern erproben wir datenbasierte Anwendungsfälle und entwickeln Standards für grüne und sichere Dateninfrastrukturen, die gleichzeitig den Austausch von Daten in unterschiedlichen Formaten ermöglichen.
Unsere Aktivitäten
Um harmonisierte und interoperable Vorschriften zu unterstützen und die grenzüberschreitende, regionale und kontinentale Datenwertschöpfung in Afrika zu ermöglichen, hat die Datenmärkte Initiative durch das vom BMZ finanzierte Projekt DataCipation zur Entwicklung des ersten Data Policy Framework der Afrikanischen Union (AU) beigetragen. Das Rahmenwerk enthält eine Reihe von politischen Empfehlungen zur Datenökonomie in Afrika und befasst sich mit Themen wie:
- Sichere Datenflüsse ermöglichen
- Datenschutz und digitale Rechte
- Auf- und Ausbau Datenfähigkeiten afrikanischer Bürger*innen und Interessenvertreter*innen
- Datengetriebene Unternehmen und Unternehmertum
- Datenaustausch und Cybersicherheit
Der Datenpolitikrahmen der AU wird den AU-Mitgliedstaaten, den regionalen Wirtschaftsgemeinschaften (RECs) und afrikanischen Akteuren als politische Orientierung dienen, um harmonisierte Datenpolitiken umzusetzen, grenzüberschreitende Datenflüsse auf einer einheitlichen Rechtsgrundlage zu fördern und nationale Strategien im Einklang mit dem kontinentalen Ansatz der Afrikanischen Union zu entwickeln.
Darüber hinaus sind Klimaschutz und Nachhaltigkeit wichtige Aspekte unserer globalen Aktivitäten. Ein beträchtliches Volumen der weltweiten Daten wird von Rechenzentren gespeichert, verwaltet und in Umlauf gebracht. Es wird geschätzt, dass die Anzahl der Rechenzentren exponentiell wachsen wird, wenn der Datenverkehr und die Speicherkapazität zunehmen. Rechenzentren verbrauchen jedoch große Mengen an Energie, tragen zu den Treibhausgasemissionen bei und verbrauchen große Mengen an Wasser, sowohl direkt für die Flüssigkeitskühlung als auch indirekt für die Stromerzeugung. Aus diesem Grund arbeitet die Datenmärkte Initiative mit der Weltbank im Rahmen der Digital Development Partnership (DDP) zusammen, die Partner aus dem öffentlichen und privaten Sektor zusammenzubringt, um Länder des Globalen Südens bei der Formulierung und Umsetzung digitaler Entwicklungsstrategien besser zu unterstützen. Unsere Partnerschaft konzentriert sich auf grüne und sichere Dateninfrastrukturen (Rechenzentren): Gemeinsam mit unseren Partnern entwickeln wir derzeit einen Praxisleitfaden, der untersucht, wie der öffentliche Sektor, insbesondere in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen, in eine grüne öffentliche Dateninfrastruktur investieren und ein günstiges Umfeld für grüne Datenlösungen schaffen kann.
Kenia
Die Datenmärkte Initiative arbeitet mit dem Ministerium für Landwirtschaft und Viehzucht (MoALD) zusammen und unterstützt die Umsetzung der Strategie für die Transformation des Agrarsektors und des Agrarsektors (ASTGS) über das Büro für landwirtschaftliche Transformation (ATO). Die beiden Hauptkomponenten dieser Aktivität sind:
- das Data Governance Framework, das für Interessengruppen entwickelt wurde, die mit landwirtschaftlichen Datensätzen umgehen, um Datensicherheit, Vertraulichkeit und Konformität mit der DSGVO unter Berücksichtigung des Länderkontexts zu gewährleisten. Es baut auf bestehenden Leitlinien und Richtlinien auf und umfasst fünf zentrale Governance-Säulen
- das Agricultural Sector Data Gateway (ASDG), eine Plattform, die es ermöglicht, Daten im gesamten Agrarsektor zu aggregieren und auszutauschen, um die Datenqualität und die Analysekapazitäten für die kenianische Regierung zu verbessern. Dies wird die Unterstützung der landwirtschaftlichen Produktion erleichtern und den Landwirt*innen bessere Informationen für bessere Erträge und Ernährungssicherheit liefern. Das ASDG wurde von der Open Group India für die außergewöhnliche Verwendung der ArchiMate®-Sprache und die sorgfältige Herangehensweise an das Architekturdesign aus verschiedenen Blickwinkeln ausgezeichnet. Das Projekt wurde für seinen Nutzen für Landwirt*innen und die Regierung anerkannt, da es eine zentrale Anlaufstelle für den Agrarsektor schafft.
Weitere Aktivitäten zur Förderung von Vorschriften zur Datenwirtschaft und zur lokalen Datenwertschöpfung in verschiedenen Wirtschaftssektoren werden derzeit geprüft. Eine regionale Skalierung der geprüften Modelle ist anvisiert.
Senegal
Durch die Senegal Digital Strategy 2025 (SN2025) soll der Senegal zu einem Zentrum für technologische Innovation und digitale Technologie für alle werden. Hierzu unterstützt die Datenmärkte Initiativedas senegalesische Ministerium für Kommunikation, Telekommunikation und digitale Wirtschaft (MCTEN), gemeinsam mit Smart Africa und der Data-Pop Alliance, bei der Entwicklung einer nationalen Datenstrategie mit dem Ziel, den Datenaustausch zu fördern, Wertschöpfung zu ermöglichen und Innovationsökosysteme zu unterstützen. Die Strategie wurde von einer nationalen Multi-Stakeholder-Taskforce im Einklang mit den Empfehlungen des AU Data Policy Framework entwickelt.
Sie soll als Modell für Länder in Afrika und weltweit dienen, um zu zeigen, wie digitale Souveränität, Wirtschaftswachstum und Chancengleichheit in der Datenwirtschaft gefördert werden kann. Um das Innovationspotenzial von Künstlicher Intelligenz (KI) zu schöpfen, erarbeitet das senegalesische MCTEN momentan eine ergänzende nationale Strategie für KI. Expertise France, der D4D Hub der AU-EU und die GIZ unterstützen hierbei. Weitere Aktivitäten zur Förderung der lokalen Datenwertschöpfung durch Anwendungsfälle in verschiedenen Wirtschaftssektoren werden derzeit untersucht.
Südafrika
Gemeinsam mit anderen den politischen Initiativen Digitalzentren, FAIR Forward und Blockchain Partnerships wird die Datenmärkte Initiative in enger Partnerschaft mit dem Department of Forestry, Fisheries and Environment (DFFE) in Südafrika ein Digitalzentrum aufbauen. Das Digitalzentrum Südafrika hat sich zum Ziel gesetzt, das Leistungsangebot des GIZ-Klimaunterstützungsprogramms aus digitaler Sicht zu erweitern, indem es die Nutzung von Daten und digitalen Technologien für den Klimaschutz nutzt, um Südafrikas Just Transition zu unterstützen. Zu den wichtigsten Kooperationsansätzen des Digitalzentrums gehören die datenpolitische Beratung, die Entwicklung von datenbasierten Demonstrationsprojekten und der Aufbau von Kompetenzen von Akteuren des digitalen Ökosystems.
Darüber hinaus führt die Datenmärkte Initiative ein Data & AI Bootcamp für Frauen in Südafrika durch, um die Chancengleichheit im Technologiebereich zu fördern und die berufliche Stärkung von Frauen durch einen selbstbestimmten, flexiblen Kurs zu unterstützen. Die Aktivität wird die Entwicklung geschlechtergerechter, datengesteuerter Technologien und relevanterer digitaler Inhalte für Frauen unterstützen und langfristig zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen beitragen.
Women Leading Digital – der Podcast
Frauen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus – doch in der digitalen Welt sind Männer deutlich in der Überzahl. 2023 haben 224 Millionen mehr Männer das Internet genutzt als Frauen – das ist fast das Dreifache der deutschen Bevölkerung. Ohne Internet fehlt Frauen der Zugang zu Informationen, Bildung, Netzwerken, Jobbörsen, Finanzprodukten oder Dienstleistungen. Dieser Zustand wird als digitale Kluft bezeichnet und sie wird zunehmend größer.
Im Podcast: „Women leading Digital“ interviewen wir brillante Frauen, die neue Technologie entwickeln und den digitalen Wandel weltweit gestalten – trotz der vielen Herausforderungen. Wir sprechen mit ihnen über die Erfahrung, in einem traditionell männerdominierten Bereich zu arbeiten und welche Lösungen sie entwickeln, um die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern zu überbrücken.