Dr. Tran Ha Uyen Thi: Auf dem Weg zu einer nachhaltigen digitalen Zukunft für Vietnam

Zusammenbringen, was in der digitalen Welt zusammengehört: Regierungen, Unternehmen, Hochschul- und Forschungseinrichtungen sowie die Zivilgesellschaft. Denn der digitale Wandel eröffnet große Chancen, stellt Partnerländer aber auch vor Herausforderungen. Um technische Neuerungen an lokale Bedürfnisse anzupassen, beraten und vernetzen die Digitalzentren Beteiligte aus allen relevanten Bereichen vor Ort. Gemeinsam entstehen so passgenaue Lösungen.
3 von 10 Frauen in den am wenigsten entwickelten Ländern haben Zugang zum Internet.
An 23 Standorten weltweit bündeln die Digitalzentren Wissen und Ressourcen, vermitteln digitale Kapazitäten und stärken lokale digitale Ökosysteme. Durch den Austausch im Netzwerk der Digitalzentren entstehen weitere Synergien. Das Ziel: die digitale Transformation in den Partnerländern voranbringen und digitale Klüfte überwinden.
In Vietnam unterstützt Dr. Tran Ha Uyen Thi, Dozentin für E-Commerce an der Wirtschaftsuniversität Hue, kleine und mittlere Unternehmen bei der digitalen Transformation – etwa um Produktionsprozesse zu verbessern und dabei ökologische Aspekte von Anfang an mitzudenken.
Digitalzentren fungieren als zentrale Beratungsstelle für alle Akteure des „digitalen Ökosystems“ auf lokaler Ebene – Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft –, die ihre selbstbestimmte digitale Transformation durch ein globales Partnernetzwerk beschleunigen wollen. Über die Digitalzentren werden lokale Herausforderungen der digitalen Transformation adressiert und partizipative Prozesse zur Stärkung von Wirtschaft und Gesellschaft in den Vordergrund gestellt. In den Digitalzentren werden Innovationskraft, technisches Know-how, IT-Wissen, Forschung und Gründergeist gebündelt.
Zusätzlich teilen die lokal und regional operierenden Digitalzentren ihre Erfahrungen in einem globalen Netzwerk. Dadurch können sie auf die sich fortlaufend ändernden Herausforderungen im Bereich der Digitalisierung schnell und bedarfsgerecht reagieren. Es sind bereits 23 Digitalzentren in allen Weltregionen von Ecuador, Kosovo bis Indonesien eingerichtet worden und weitere sind in Planung. Das erste Digitalzentrum wurde 2017 in Ruanda eröffnet.
Die Digitalzentren passen ihre Dienstleistungen an die konkreten Bedürfnisse vor Ort und den Reifegrad des lokalen digitalen Ökosystems an. Dazu greifen wir auf 9 Module zurück, die standardisierte Lösungsansätze mit einer individuellen und kontextsensitiven Umsetzung kombinieren.
In Zusammenarbeit mit Regulierungsbehörden und dem nicht-staatlichen Sektor implementieren die Digitalzentren vor Ort digitale Lösungen und Aktivitäten. Die 9 Module integrieren sich nicht zuletzt auch in den werteorientierten Ansatz der EU und der feministisch, sozial-ökologischen Ausrichtung der deutschen Entwicklungspolitik. Das flexible Konzept der Module ermöglicht es, unsere Zusammenarbeit im Bereich digitale Transformation an die Bedürfnisse und „digital readiness“ im Partnerland anzupassen.
Anders als privatwirtschaftliche Angebote, die meist Elitenförderung betreiben, adressieren die Digitalzentren gezielt die Förderung von Frauen und Mädchen sowie von der digitalen Kluft betroffene Bevölkerungsgruppen. Ebenso arbeiten die Digitalzentren mit ihren politischen Partnern, wie IKT- und Digitalministerien, Tech-Unternehmen sowie dem digitalen Ökosystem auch länderübergreifend zusammen, um nachhaltige und breitenwirksame Weichen der digitalen Transformation in den Partnerländern zu stellen.
Unser Ziel ist die nachhaltige Stärkung lokaler, digitaler Ökosysteme. Hierbei muss eine Balance zwischen sozialer und politischer Verantwortung, ökologischem Gleichgewicht und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit hergestellt werden. Nachhaltigkeit ist nur dann zu erreichen, wenn der kontinuierliche Veränderungsprozess durch echte Ko-Kreation aller Subsysteme (Wirtschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Wissenschaft) stetig entwickelt und gestaltet wird. Dafür benötigt es gute politische, rechtliche, gesellschaftliche Rahmenbedingungen, aktive Netzwerke, leistungsfähige Organisationen und Institutionen sowie kompetente Individuen.
Wissensaustausch, Kompetenzvermittlung und Beratung sind essenziell, um unseren Partnerländern eine selbstgestaltete digitale Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft zu ermöglichen. Wir verstehen digitale Transformation im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit als einen gemeinschaftlichen Lernprozess, der sowohl für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit als auch für ihre Partner*innen einen Mehrwert bringt. Capacity Development ist dabei der Schlüssel zum Erfolg.
Unterstützung der Partnerländer bei der Bereitstellung digitaler Dienste für ihre Bürger*innen und Beratung bei der Erarbeitung digitaler Strategien.
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Frauen machen die Hälfte der Weltbevölkerung aus – doch in der digitalen Welt sind Männer deutlich in der Überzahl. 2023 haben 224 Millionen mehr Männer das Internet genutzt als Frauen – das ist fast das Dreifache der deutschen Bevölkerung. Ohne Internet fehlt Frauen der Zugang zu Informationen, Bildung, Netzwerken, Jobbörsen, Finanzprodukten oder Dienstleistungen. Dieser Zustand wird als digitale Kluft bezeichnet und sie wird zunehmend größer.
Im Podcast „Women Leading Digital“ interviewen wir brillante Frauen, die neue Technologie entwickeln und den digitalen Wandel weltweit gestalten – trotz der vielen Herausforderungen. Wir sprechen mit ihnen über die Erfahrung, in einem traditionell männerdominierten Bereich zu arbeiten und welche Lösungen sie entwickeln, um die digitale Kluft zwischen den Geschlechtern zu überbrücken.
Um den prekären Arbeitsbedingungen in der Gig Economy entgegenzuwirken, engagieren sich die Digitalzentren als Unterstützer von Fairwork. Über Plattformen wie Uber, Deliveroo und zahlreiche andere generieren viele Menschen ihr lebensnotwendiges Einkommen. Da es im digitalen Raum jedoch oft wenig Schutz durch nationale Arbeitsrechte oder durch kollektive Institutionen gibt, sind viele Plattformbeschäftigte mit unfairen und gefährlichen Arbeitsbedingungen konfrontiert.
Als Fairwork-Unterstützer setzen wir uns für eine gerechte Gig Economy ein. Das Fairwork Projekt bewertet die besten und schlechtesten Praktiken in der Plattformökonomie und unterstützt so die Entscheidungsfindung bei der Einführung besserer und fairer Regeln. Die Arbeit von Fairwork unterstützt damit direkt die Arbeit aller Digitalzentren, die nicht nur mit der Privatwirtschaft, sondern auch mit staatlichen Stellen an einer menschenzentrierten digitalen Transformation arbeiten.
Mit unserer Zusammenarbeit setzen wir ein klares Zeichen und ermutigen andere Organisationen, die Gig Economy zu einem gerechteren und sichereren Arbeitsumfeld zu machen.