KI trifft Ubuntu

© GIZ
Künstliche Intelligenz (KI) ist immer noch eine Männerdomäne – mit erheblichen Folgen: KI-Systeme und Anwendungen werden eher von einer männlichen Sicht geprägt und die Erfahrungen von Frauen und vulnerablen Gruppen fließen nicht ausreichend in die Entwicklungsphase ein. Das wiederum führt zu unausgewogenen KI-basierten Diensten, die immer mehr Teil unseres Alltags werden – bei Jobbewerbung oder Sicherheitschecks zum Beispiel.

Nicht zuletzt kann die geringe Repräsentation von Frauen in der KI-Branche dazu führen, dass Frauen und marginalisierte Gruppen die Chance verpassen, in eine Branche einzusteigen, die eine beträchtliche Anzahl gut bezahlter Arbeitsplätze bietet.

 

Empowerment durch Wissen: Das AI and Data Science Bootcamp für Frauen und Minderheiten in Südafrika

FAIR Forward hat daher das AI and Data Science Bootcamp for Women* and Minorities ins Leben gerufen. Die erste Ausgabe fand in Zusammenarbeit mit Intel und der BMZ-Initiative Data Economy von Juli bis Oktober 2023 in Südafrika statt. Intels Lerninhalte und sein Status als Branchenführer im Technologiebereich trugen dazu bei, dass sowohl die Teilnehmer*innen als auch die leitenden Trainer*innen wertvolle Fähigkeiten und Zertifizierungen erhielten.

Das Bootcamp erkennt die Herausforderungen an, mit denen Frauen konfrontiert sind und zielt darauf ab, sie bei der Überwindung dieser Hindernisse zu unterstützen. Ziel und Priorität war es, Frauen in Südafrika unabhängig von ihrem geografischen Standort oder ihrem akademischen Hintergrund in Form eines hybriden Schulungsprogramms weiterzubilden – immer mit dem Kerngedanken dass jede*r Data Science und KI lernen kann.

Präsentation der Abschlussprojekte © GIZ

Im Grunde genommen kann das Trainingsprogramm Teilnehmer*innen ohne Programmierkenntnisse auf ein Niveau bringen, auf dem sie das maschinelle Lernen beherrschen. Bei der Auswahl wurden bewusst Personen aus verschiedenen Branchen ausgewählt, um die praktische Anwendung dieser Kompetenzen in verschiedenen Industriezweigen aufzuzeigen – was sich auch in dem Ergebnis der Abschlussprojekte widerspiegelte: Von der Aufdeckung eines Kreditkartenbetrug über die Frühdiagnose von Diabetes bis zur Vorhersage von Brustkrebs oder eines visuellen Übersetzers für Gebärdensprache reichten die Ergebnisse.

Insgesamt schlossen 35 Frauen und 2 nicht-binäre Personen aus 8 verschiedenen Provinzen Südafrikas das Bootcamp ab.

 

Vielfalt und Inklusion im Fokus: Mütter und nicht-binäre Personen stärken

Das Bootcamp war auch die erste Capacity-Building Maßnahme von FAIR Forward, bei der sich zwei Teilnehmer*innen als nicht-binär identifizierten. Nach anfänglichen Ängsten vor möglicher Ablehnung oder sozialer Verurteilung aufgrund des Aussehens oder des Lebensstils wurden beide Personen bei den Veranstaltungen vor Ort herzlich willkommen geheißen und zu geschätzten Klassenkamerad*innen im Bootcamp.

Bei der Preisverleihung bekamen beide sogar eine Auszeichnung für Programmierfähigkeiten und ihre Projektpräsentation. Dank ihres gestärkten Selbstvertrauens waren sie motiviert, ihren Mitschüler*innen, die sich mit dem Programmieren schwer taten, zusätzliche Stunden im Programmieren anzubieten.

Aber das war noch nicht alles: Das Bootcamp bot auch Müttern die Möglichkeit, sich weiterzubilden. Zwei entscheidende Elemente halfen ihnen bei der Absolvierung des anspruchsvollen 16-wöchigen Bootcamps:

  • Die Flexibilität des Hybrid-Formats, einschließlich der Möglichkeit, aufgezeichnete Sitzungen nachzuholen,
  • und die Unterstützung durch Gleichaltrige und des lokalen Training-Dienstleisters

Da die Mütter an demselben Abschlussprojekt arbeiteten, verstanden sie nicht nur das zeitlich-knappe Budget ihrer Mitstreiterinnen, sondern halfen sich auch gegenseitig bei der Kinderbetreuung. Eine Teilnehmerin hat während des Bootcamps sogar entbunden und das Programm trotzdem erfolgreich abgeschlossen. Dieses Team von Müttern gewann auch einen Preis für seine Sprachtechnologie-Lösung.

Mütter und Kinder erhalten Geschenke zum Abschluss © GIZ

Ich habe es sehr genossen, mich während des Bootcamps mit den praktischen Anwendungen maschinellen Lernens zu beschäftigen. Die praktischen Projekte und realitätsnahen Szenarien boten mir eine wertvolle und fesselnde Lernerfahrung. Letztlich habe ich auch den Austausch mit den tollen Frauen, die ich während des Bootcamps kennengelernt habe, sehr geschätzt.

Eine Teilnehmerin über ihre Erfahrungen.

Als Hybridprogramm in einem Land, das mit Problemen der Ernergieversorgung und anderen sozioökonomischen Herausforderungen zu kämpfen hat, gab es auch viele technische Probleme. So wurde eine Teilnehmerin mit schlechtem Internetzugang mit einem nahegelegenen Unternehmen vernetzt, das es ihr ermöglichte, in dessen Räumlichkeiten zu arbeiten.

Ein bemerkenswerter Effekt des Bootcamps war es, zu sehen wie die Teilnehmer*innen eine enge Gemeinschaft bildeten: Ein sicherer Raum zum Lernen, gegenseitige Unterstützung und das gemeinsame Vorankommen verkörpern die Ubuntu-Philosophie. Auch nach dem Bootcamp unterstützen sie sich weiterhin gegenseitig und bleiben über eine WhatsApp-Gruppe in Verbindung, um sich über ihre Projekte und berufliche Chancen auszutauschen.

Die Teilnehmerinnen feiern die besondere Anerkennung für ihr Abschlussprojekt © GIZ
Südafrika als Modell für weitere Länder

Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in Südafrika wird das Bootcamp nun angepasst und in anderen Ländern durchgeführt. Die Zahlen zeigen, dass KI für Frauen und Minderheiten attraktiv ist, wenn man ihnen von Anfang an das Gefühl gibt, willkommen zu sein. In Ghana gingen für das bereits abgeschlossene Bootcamp mit 25 Plätzen 5.975 Bewerbungen ein während für das Pendant in Ruanda 1.405 Bewerbungen eingingen und 35 Frauen ausgebildet werden.

Bis Ende dieses Jahres wird ein E-Learning-Kurs veröffentlicht, der auf Bootcamp-Inhalten basiert. Dieser Massive Open Online Course (MOOC) wird auf der Plattform von NEMISA und atingi gehostet und zielt darauf ab, 100 Teilnehmer*innen in der ersten Kohorte zu schulen.

Schließlich wird der MOOC in die indonesische Sprache Bahasa übersetzt und angepasst und richtet sich an marginalisierte Gruppen, insbesondere LGBTQIA+ und Frauen*.

Weitere Einblicke zu FAIR Forward