Kostenfalle Gig-Arbeit? Der Living Tariff Calculator hilft Selbstständigen, die versteckten Ausgaben ihrer Jobs zu kalkulieren – von Wartezeit bis Equipment. Bereits getestet in mehreren Ländern, sorgt das Tool jetzt für mehr Transparenz und Gerechtigkeit.
Die Gig-Economy bietet Flexibilität und niedrige Einstiegshürden, was besonders arbeitslose Jugendliche zur Plattformarbeit lockt. Ohne die Sicherheit formeller Arbeitsverhältnisse sind sie jedoch schlechten Arbeitsbedingungen und unsicheren Löhnen ausgesetzt. Denn für Gigworker*innen stellt sich nicht nur die Frage: „Wie viel sollte ich für meine Dienste verlangen?“, sondern vielmehr: „Reicht mein Lohn aus, um zu leben und meinen nächsten Job zu finden?“
Existenzsichernde Löhne gehen über Mindestlöhne hinaus und bieten eine Diskussionsgrundlage für die Mindesteinkommensgrenze. Ein existenzsichernder Lohn umfasst Grundbedürfnisse und berücksichtigt lebensnotwendige Dinge wie Nahrung, Wohnung, Gesundheitsversorgung, Bildung und Weiterbildung.
Doch fehlen bei Gigworker*innen oft Zusatzkosten wie Ausrüstung, Kraftstoff und Wartezeiten. Ohne feste Einkünfte müssen sie diese Ausgaben allein tragen und haben oft keine ausreichenden Mittel, um faire Preise festzulegen.
Für Regulierungsbehörden ist die Berechnung dieser Kosten komplex. Existenzsichernde Tarife setzen hier an und bieten mit Mindestbeträgen pro Aufgabe oder Zeiteinheit einen faireren Ansatz. Dieser auf Gigworker*innen zugeschnittene Ansatz könnte auch Beiträge zu Krankenversicherung und Altersvorsorge beinhalten. Ein Teil der Einnahmen könnte in einen Leistungsfonds fließen und so finanzielle Sicherheit bieten.
Living Tariff Calculator: faire Löhne für Gigworker*innen
Um die Lücke zu schließen, haben Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) und die Wage Indicator Foundation einen datengestützten Living Tariff Calculator für Gigworker entwickelt. Er hilft Gigworker*innen weltweit, Jobkosten zu berechnen und zu verhandeln.
Nach Testphasen in Kenia, Pakistan, Indonesien und Indien können sie so den Mindestlohn für ihre Stadt nachvollziehen und anpassen. Flexibel in der Anwendung, erlaubt das Tool eine realistische Kalkulation. Bei der Entwicklung der Funktionen wurde auf Flexibilität geachtet, um eine optimale Anpassung an die individuellen Bedürfnisse der Nutzer*innen zu gewährleisten.
Die Benutzer*innen haben die Möglichkeit, spezifische Kosten einzugeben, ihre Ausgaben auf der Grundlage ihres Berufs anzupassen und Faktoren wie den Standort zu berücksichtigen. Dadurch ist eine sehr persönliche und realistische Berechnung möglich.
Der Living Tariff Calculator wird fortlaufend optimiert und Hunderten von Arbeitnehmer*innen und politischen Akteurinnen und Akteure eine anpassungsfähige und faire Lösung für die Frage nach gerechten Löhnen in der Gig-Economy genutzt.
Für weitere Informationen über dieses Projekt und den Living Tariff Calculator kontaktieren Sie Pooja Gianchandani unter gigeconomy@giz.de.