Eine Hürde für die Zukunftsgestaltung im Irak ist der Mangel an zuverlässigen Daten. Ein innovatives Projekt will jetzt das Datenökosystem im Land analysieren, um die Jugendarbeitslosigkeit zu bekämpfen – über digitale Arbeitsmärkte. Sogenannte Datenökosystem-Karten spielen dabei eine große Rolle und können sogar die irakische Wirtschaft verändern.
Die Herausforderungen der irakischen Datenlandschaft
Der Irak steht bei der Datenerhebung vor besonderen Herausforderungen, vor allem im Bereich der Jugendbeschäftigung. Die komplexen Strukturen in den Institutionen, informelle Arbeitsmärkte und begrenzte digitale Infrastruktur erschweren den Zugang zu zuverlässigen Daten. Doch die Regierung des Iraks arbeitet an der Digitalisierung ihrer Verwaltung. 2020 wurde dafür das Nationale Datenzentrum (NDC) gegründet, um als zentrale Schnittstelle zwischen den Regierungsinstitutionen zu fungieren.
Das Zentrum unterstützt die staatlichen Institutionen, eine Infrastruktur aufzubauen und Daten aufzubereiten. Ziel des Zentrums ist es, Daten als Dienstleistung anzubieten.
Mostafa Sabah, Direktor für Softwarelösungen und Datenmanagement, NDC
Trotz dieser Fortschritte gibt es weiterhin große Schwierigkeiten. Die Datensysteme sind oft fragmentiert und dezentralisiert. Das macht eine faktenbasierte Politik, vor allem im Bereich der Arbeitsmärkte, sehr schwierig.
Wie können Datenökosystem-Karten bei diesen Herausforderungen helfen?
Der erste Schritt zu einer starken Dateninfrastruktur sind sogenannte Datenökosystem-Karten. Sie visualisieren, wer mit Daten arbeitet, sie nutzt oder beeinflusst. Sie machen auch sichtbar, wie die Daten zwischen diesen Akteur*innen fließen. So lassen sich Netzwerke, Beziehungen und Datenströme besser verstehen. Die Karten zeigen, wie Daten Werte schaffen. Sie helfen, wichtige Nutzer*innen und ihre Beziehungen zu ermitteln, die Rollen der Beteiligten zu verstehen und offene Standards zu entwickeln.
Genau hier setzt das Pilotprojekt „Iraq’s Digital Future“ an. Es wurde vom dem BMZ finanzierten Projekt ProDIGI (Promoting Employment in the Digital Economy in Iraq), der Initiative Data2Policy, KAPITA und dem Open Data Institute ins Leben gerufen. Zunächst galt es, in einem Workshop die Akteure der digitalen Wirtschaft im Irak zu identifizieren, um eine datengesteuerte Zukunft zu gestalten, die die Beschäftigung junger Menschen in der digitalen Wirtschaft unterstützt.
Neben dem NDC und dem Büro des Premierministers (PMO) waren auch weitere Regierungsinstitutionen in das Projekt eingebunden. Dazu zählen das irakische Ministerium für Arbeit und Soziales, die Kommunikations- und Medienkommission und die IT-Abteilung des Parlaments. Aber nicht nur der öffentliche Sektor ist beteiligt.
Auch Vertreter*innen der Privatwirtschaft, der Wissenschaft und des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen nahmen teil: „Durch die Beiträge, besonders von Vertreter*innen der Privatwirtschaft, haben wir wichtige Erkenntnisse gewonnen. Diese zeigen, wie Datenmanagement ihre Arbeit unterstützen kann.“ (Mostafa Sabah, Direktor für Softwarelösungen und Datenmanagement, NDC).
Ich habe von meinen Kolleg*innen aus anderen Regierungsstellen und dem Privatsektor erfahren, wo die größten Lücken bestehen. Es wurde deutlich, dass unsere größte Herausforderung die fragmentierten, dezentralisierten Daten sind.
Aya Majeed, Mitarbeitende des PMO
Wie geht es nach der Kartierung des Datenökosystems weiter?
Auf Basis der finalen Karte des Datenökosystems wird Prosperia einen Prototyp für ein Dashboard entwickeln. Der öffentlich zugängliche Teil des Dashboards wird Informationen wie berufsrelevante Kenntnisse oder Arbeitsstellen und deren Standorte bieten. So wird es leichter, Zugang zu Jobchancen in der digitalen Wirtschaft des Iraks zu finden.
Die spezielle Seite des Dashboards für die Regierung wird den politischen Entscheidungsträger*innen einen Überblick über die Verfügbarkeit von Arbeitsplätzen und Qualifikationen verschaffen. Lösungen können entwickelt werden, die genau auf die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes abgestimmt sind. Das Ziel des Dashboards ist es, die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt der irakischen Digitalwirtschaft zu schließen.
Innovation vorantreiben
Die 2021 vom BMZ beauftragte Data2Policy-Initiative fördert die datengestützte Politikgestaltung auf globaler Ebene. Im Irak ergänzt sie die Bemühungen von ProDIGI, die Jugendarbeitslosigkeit durch digitale Transformation zu bekämpfen, indem sie, unter anderem durch Verwendung des Data to Policy Navigators, den Einsatz von Daten für politische Entscheidungen fördert.