Von Cartagena bis Chile: Die digitale Zukunft von Europa, Lateinamerika und der Karibik nimmt durch Workshops zu Cybersicherheit, KI-Dialoge und e-Governance-Konzepte Gestalt an. Was die Partner der EU-LAC Digital Alliance dieses Jahr bewegt hat und welche Visionen dahinterstecken:
„Wenige Regionen teilen so viele Interessen wie Lateinamerika und die Karibik und Europa“, erklärte Carlos Iván Mendoza Aguirre, stellvertretender Missionschef der mexikanischen Botschaft in Chile, während der Digitalen Woche in Santiago de Chile. Das Event beendete die zweite Gesprächsrunde der EU-LAC Digital Alliance, die im November 2023 in Cartagena de Indias, Kolumbien, begann.
Die Digital Alliance Days in Cartagena waren ein Meilenstein für die bi-regionale Zusammenarbeit. Dort einigten sich die Allianzpartner auf die Cartagena Conclusions. Gemeinsam mit der Erklärung zur Digitalen Allianz bilden sie seither den Rahmen für die digitale Zusammenarbeit. Zudem wurde ein Co-Leitungsmodell zwischen den Partnern der EU und LAK für zentrale Kooperationsthemen eingerichtet.
Ein Blick auf die Politikdialoge im Jahr 2024
2024 kamen die Partner der Allianz zu sechs hochrangigen Politikdialogen zusammen. Jeder Dialog schloss mit operativen Schlussfolgerungen ab, die die nächsten Schritte der digitalen Zusammenarbeit zwischen der EU und LAK definierten.
Der erste Dialog des Jahres fand in Santo Domingo zum Thema Cybersicherheit statt. Die Teilnehmenden diskutierten nationale und regionale Sicherheitsmaßnahmen sowie die Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteurinnen und Akteure. Daraufhin wurden Workshops zur Stärkung von Kompetenzen und zur Unterstützung von LAK-Teams bei Cyber-Wettbewerben und beim Informationsaustausch angeboten. Ein Dialog zu Künstlicher Intelligenz (KI) folgte im März in Montevideo. Hieraus entstand eine Studienreise nach Spanien und Slowenien. Beamt*innen aus Brasilien, Chile und Uruguay tauschten dabei Erfahrungen und bewährte Ansätze zu KI-Institutionen und Regulierungsrichtlinien aus.
Der e-Governance-Dialog im Mai in San José endete mit der Gründung einer Community of Practice im Bereich e-Governance. Zum Jahresabschluss veranstaltete die Co-Leitung dieser Komponente einen Workshop zu digitaler Bürgerbeteiligung in Zentralamerika. Dabei wurden vulnerable Gruppen identifiziert und länderspezifische Aktionspläne entwickelt.
Im November gingen der 9. ECLAC-Ministerialkonferenz in LAK, Chile, zwei thematische Dialoge voraus: Der Konnektivitätsdialog führte zur Gründung des EU-LAC Female Digital Policy-Makers Network, um Frauen in der digitalen Politik zu stärken. Beim KI-Dialog wurde die Idee eines EU-LAK-Netzwerks für Hochleistungsrechnen (HPC) vorgestellt. Ziel ist, die Kooperation in den Bereichen KI und HPC zwischen den Regionen zu vertiefen.
Bilanz und Ausblick
In Chile endeten die Dialoge mit einer gemeinsamen Rückschau auf die Zusammenarbeit seit Cartagena. Diese Bestandsaufnahme diente sowohl der Reflexion der bisherigen Arbeit als auch der Planung anstehender Aufgaben. Die Teilnehmenden betonten die Wichtigkeit einer „bedeutsamen Konnektivität“. Dieses Konzept geht über Internetzugang und Netzabdeckung hinaus und bezieht digitale Kompetenzen, Nutzungsverhalten und das digitale Umfeld mit ein, um eine umfassendere Sicht auf digitale Inklusion zu ermöglichen.
Trotz Fortschritten beim Internetzugang und bei der Netzabdeckung bleiben viele Herausforderungen bestehen, die traditionelle Indikatoren nicht erfassen.
Fernando Rojas, Leiter der Arbeitsgruppe für bedeutsame Konnektivität der Digitalen Agenda für LAK (eLAC)
Zu den diskutierten Themen gehörten auch die Vulnerabilität von Telekommunikationsnetzwerken gegenüber Naturkatastrophen und Cyberangriffen sowie die rasante Entwicklung aufstrebender Technologien wie KI. Die Teilnehmenden betonten die Bedeutung regionaler Kooperation, um diese Herausforderungen resilienter zu bewältigen. Sie bekräftigten zudem ihr Engagement, die Bürger*innen ins Zentrum ihrer Bemühungen zu stellen.
Wenn eine Person in Chile nicht vernetzt ist, dann weil sie es nicht will, nicht weil sie es nicht kann.
Raúl Domínguez, Leiter der Abteilung Regulierungspolitik und Forschung der chilenischen Regulierungsbehörde für Telekommunikation (SUBTEL)
Dieses Prinzip soll nicht nur für Chile gelten. Es setzt auf digitale Dienste, die sicher, inklusiv und nachhaltig gestaltet sind – in Europa ebenso wie in Lateinamerika und der Karibik.
Vom Dialog zur Aktion
Die diesjährigen Politikdialoge haben nicht nur den Weg für weitere Diskussionen geebnet, sondern wurden auch von konkreten Maßnahmen begleitet, insbesondere im Hinblick auf den bevorstehenden CELAC-EU-Gipfel. Dass Dialog immer auch mit Handlungen einhergehen muss, wurde von Félix Fernández-Shaw, Direktor für Lateinamerika, die Karibik und die Beziehungen zu allen Überseegebieten der Europäischen Kommission (DG INTPA), während der Abschlussveranstaltung der Politikdialoge in Chile betont: „Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir den Dialog weiterhin durch konkrete Projekte zwischen beiden Regionen in die Praxis umsetzen“. (Fernández-Shaw, Direktor für Lateinamerika, die Karibik und die Beziehungen zu allen Überseegebieten der Europäischen Kommission (DG INTPA))
Die Politikdialoge der EU-LAK Digitalen Allianz (EU-LAC Digital Alliance Policy Dialogues) stellen eine von insgesamt vier Säulen der EU-LAC Digital Alliance dar und werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Europäischen Kommission im Rahmen der Global Gateway Investment Agenda kofinanziert. Der D4D Hub stellt die aktive Beteiligung der EU-Mitgliedstaaten an der Allianz sicher.