Leben retten per Klick: KI schützt Küstenbewohnende in Indonesien
Asien erlitt im Jahr 2023 die meisten klimabedingten Katastrophen weltweit. Mit mehr als 17.500 Inseln und einer Bevölkerung, die größtenteils in Küstennähe lebt, ist Indonesien besonders anfällig für Naturgefahren wie den Anstieg des Meeresspiegels, extreme Regenfälle und Überschwemmungen.
Künstliche Intelligenz (KI) ist ein vielversprechendes Werkzeug, das Lösungen für die wachsenden Herausforderungen des Klimawandels in Indonesien bietet. Laut Weltbank stehen rund 70 Prozent der Naturkatastrophen im Land im Zusammenhang mit dem Klimawandel, wodurch Indonesien zu einem der am stärksten betroffenen Ländern zählt. Bei der Vorstellung des aktuellen Berichts über KI für Klimaschutz sagte Ruth Schmidt:
Die Anpassung an diese Umweltbedrohungen ist entscheidend, um die Bevölkerung, die Ökosysteme und die Wirtschaft Indonesiens zu schützen.
Ruth Schmidt, KI-Expertin für Klima und Nachhaltigkeit, GIZ
Sie betonte jedoch auch, wie wichtig es sei, die Umweltkosten der Digitalisierung im Auge zu behalten und Lösungen zu entwickeln, die sowohl innovativ als auch ökologisch nachhaltig sind.
Die Initiative „FAIR Forward – Künstliche Intelligenz für alle“ konzentriert sich auf die Nutzung von Daten und künstlicher Intelligenz, um Gemeinden bei der Entwicklung von Lösungen zur Bewältigung von Klimaherausforderungen zu unterstützen – von Frühwarnsystemen bis hin zu Tools zur Erhaltung tropischer Wälder.
Anpassung an Klimaherausforderungen
Mugni Hadi Hariadi, leitender Analyst für Klimatologie bei der Meteorologie-, Klimatologie- und Geophysik-Agentur (BMKG), weist darauf hin, dass die Datenerhebung nur der Anfang ist. Entscheidend sei die öffentliche Weitergabe der Klimadaten und die Umsetzung der daraus abgeleiteten Maßnahmen. Damit Klimaschutzmaßnahmen den Menschen zugutekommen, ist es wichtig, Informationen zugänglich zu machen und Wissen über Frühwarnsysteme sowie die Interpretation von Klimadaten zu vermitteln.
Laut António Guterres, Generalsekretär der Vereinten Nationen, werden dreimal mehr Menschen durch Klimakatastrophen vertrieben als durch Kriege. Daher sollten die Menschen Zugang zu Informationen über Frühwarnsysteme haben.
Mugni Hadi Hariadi, BMKG
Alessandra Lustrati, Leiterin der digitalen Entwicklung des Foreign, Commonwealth & Development Office der britischen Regierung, merkte an, dass Frühwarnsysteme auch darin bestehen, Muster im Klimawandel zu verstehen und unsere Produktion und unseren Konsum anzupassen. Es geht nicht nur um Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel, sondern auch um Klimaanpassung.
Im Kontext dieser Anpassung nutzt das von FAIR Forward unterstützte Blue-Economy-Projekt, das von der Common Room Network Foundation in Indonesien umgesetzt wird, Instrumente, die auf dem Internet of Things (Iot) und KI basieren, um lokalisierte Wetterdaten zu sammeln. Dies ermöglicht es ländlichen Gemeinden wie in Aceh, präzise Wettervorhersagen zu erhalten, die für die Kleinfischerei, den Ökotourismus und den Küstenschutz von entscheidender Bedeutung sind. Indem Fischerinnen und Fischer mit Echtzeitinformationen ausgestattet werden, erhöht die Initiative die Sicherheit, optimiert die Lebensgrundlagen und unterstützt nachhaltige, lokale „blaue“ Wirtschaften.
Ethik in der KI im Fokus
Karlina Octaviany, Beraterin und Indonesien-Ansprechpartnerin für FAIR Forward, ging in Zusammenarbeit mit der Nationalen Entwicklungsplanungsbehörde (Bappenas) auf diese Thematik ein. Sie betonte die Notwendigkeit von Open-Access-Technologie, die Geschlechter- und Inklusionsaspekte berücksichtigt sowie die Bedeutung von Diskussionen über ethische KI unter Einbindung verschiedener Interessensgruppen, um Perspektiven zu erweitern.
Es gibt eine nationale Strategie für KI in Indonesien, aber noch keine Regulierung. Wir möchten ethische KI-Perspektiven einbringen, bevor KI weiterverwendet wird.
Karlina Octaviany, FAIR Forward, GIZ
Sinnvolle Konnektivität
Damit digitale Lösungen wirksam sind, ist Internetzugang unerlässlich. Aufgrund mangelnder Infrastruktur in ländlichen Gemeinden besteht in Indonesien eine digitale Kluft zwischen ländlichen und städtischen Gebieten. Alessandra Lustrati (FCDO, britische Regierung) hob hervor, wie wichtig es sei, Gemeinden einzubeziehen, lokales Wissen zu nutzen und kostengünstige, lokal verfügbare Materialien einzusetzen, um diese Lücke zu schließen.
Von der Situation in Indonesien lernen wir, dass die digitale Transformation auf nicht-technische Aspekte wie Religion und Überzeugungen trifft, was den Wissenstransfer erschwert.
Heru Tjatur, ICT Watch
Indonesiens Weg zur Klimaanpassung zeigt, wie wichtig ein integrierter Ansatz ist, der Daten, KI und Konnektivität mit lokalem Wissen kombiniert. Digitale Transformation bedeutet auch gesellschaftliche Transformation, die stets Herausforderungen mit sich bringt. Der Mensch und Menschlichkeit sollten im Zentrum unserer Bemühungen stehen, sinnvolle Konnektivität und Klimaanpassung zu gestalten.
Eindrücke vom Rural ICT Camp am 9. Oktober 2024 in Ujung Genteng, Sukabumi, Indonesien:
Empowering Communities for Climate Resilience | Rural ICT Camp 2024Co LABS