Mission Oriented Innovation (MOI): Ein neuer Ansatz für die Entwicklungszusammenarbeit?

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Derzeit wird die Entwicklung und Verbreitung von Innovationen zu einem großen Teil von den kommerziellen Interessen der Privatwirtschaft geprägt. Insbesondere die Big Tech Konzerne (Google, Amazon, Meta, Microsoft) werden mit den großen digitalen Innovationen der letzten Jahrzehnte verbunden. Dabei gäbe es ohne gezielte Förderungen aus dem öffentlichen Sektor die Grundlage für deren Tätigkeiten – das Internet – gar nicht. Im Jahr 1968 entwickelte eine Forschergruppe im Auftrag der US Air Force unter Leitung des MITs und des US-Verteidigungsministeriums den Vorläufer des heutigen World Wide Webs: das ARPAnet.

 

MOI erweitert die innovationspolitischen Möglichkeiten für Regierungen

Neue methodische Ansätze wie „mission-oriented innovation“ (MOI) nehmen die staatliche Rolle im Bereich der Innovationsentwicklung verstärkt in den Blick. Sie zeigen neue Wege auf, wie Regierungen ihre Handlungsmöglichkeit und damit ihren innovationspolitischen Gestaltungsspielraum erweitern können. MOI ist ein systematischer und ganzheitlicher Ansatz: Mit ihm lassen sich Innovationsprozesse 1) auf ein konkretes Ziel ausrichten und 2) über sektorale Grenzen hinweg koordinieren.

 

Im Gegensatz zum Privatsektor ist der Staat unabhängig von der Marktwirtschaft

Die Grundannahme ist hier, dass der Staat Innovationen nicht etwa im Wege steht, sondern sogar unabdingbar für sie ist. Im Gegensatz zum Privatsektor ist der öffentliche Sektor unabhängiger von der Marktlogik: er kann größere finanzielle Risiken eingehen und hat damit die Möglichkeit, Innovationsprozesse über einen längeren Zeitraum voranzutreiben. Zudem verfügt er mit Universitäten und Hochschulen über ein ausdifferenziertes Forschungsnetzwerk. Staatlich gelenkte Industrie- und Innovationspolitik, welche explizit auf missionsorientiertem Denken basiert, ist dabei nichts Neues: Die erste menschliche Landung auf dem Mond 1969, die Apollo-Mission, ist hier ein Paradebeispiel.

 

Ob sich der MOI Ansatz auch in der Entwicklungszusammenarbeit einsetzen lässt, untersucht das BMZ digilab

Heute finden missionsorientierte Innovationsansätze, wie die der Ökonomin Mariana Mazzucato wieder verstärkt Einsatz im öffentlichen Sektor mehrerer Industrienationen. Das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) digilab prüft, ob und wie sich dieser Ansatz auch im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit einsetzen lässt und führt ein MOI-Programm im Themenbereich Gender Digital Divide ein. Es werden im Rahmen des Piloten konkrete Lösungen und Projektansätze (als Teil sog. „mission projects“) identifiziert, die in die aktuelle Projekt- und Portfolioentwicklung der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mittelfristig einfließen können.