Eine sichere und zuverlässige digitale öffentliche Infrastruktur ist entscheidend für Afrika – das sind die Gründe
- Digitale öffentliche Infrastruktur (DPI) spielt eine zentrale Rolle für die Förderung des Wirtschaftswachstums, der sozialen Integration und der Bereitstellung von Dienstleistungen in Afrika.
- Vertrauen, Sicherheit und Interoperabilität sind essenziell für den Erfolg von DPI, insbesondere für die Stärkung des grenzüberschreitenden Handels, E-Commerce und der finanziellen Integration von Kleinunternehmen.
- Partnerschaften mit dem Privatsektor und Open-Source-Technologien sind entscheidend für die Skalierung und die Nachhaltigkeit von DPI, da sie Innovationen und maßgeschneiderte Lösungen für verschiedene nationale Bedürfnisse ermöglichen.
Digitale öffentliche Infrastruktur (DPI) ist mehr als nur ein Werkzeug – sie ist ein öffentliches Gut, das Gesellschaften transformieren kann. Länder mit einer starken digitalen Basis sind besser in der Lage, Krisen zu bewältigen, wichtige Dienstleistungen bereitzustellen und die soziale Inklusion zu fördern.
Laut der Weltbank kann eine gut ausgebaute digitale Infrastruktur das Wirtschaftswachstum ankurbeln, Ungleichheiten abbauen und Menschen auf neue Weise befähigen.
Afrika ist führend in der Förderung von DPI und verzeichnet bereits auf dem gesamten Kontinent bedeutende Fortschritte. Ostafrika ist beispielsweise die Wiege des mobilen Bezahlens in Afrika. Die Region, mit einer Bevölkerung von rund 320 Millionen Menschen, hat sich zu einer der technologieorientiertesten Regionen des Kontinents entwickelt.
Der Erfolg von M-Pesa ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was öffentliche und private digitale Innovationen bewirken können. In Westafrika hat das nigerianische Geldtransferprogramm – aufbauend auf einer starken DPI – bereits 10 Millionen Menschen erreicht. Das Programm unterstreicht damit das Engagement der Region, digitale Technologien für sozialen Fortschritt zu nutzen.
Investitionen auf staatlicher Ebene
Mehrere afrikanische Länder investieren heute proaktiv in ihre digitale Infrastruktur. So bietet beispielsweise die ruandische Plattform Irembo mehr als 100 öffentliche Dienstleistungen online an. Dies hat die Servicebereitstellung optimiert, den Zugang zu staatlichen Behördendiensten vereinfacht und deren Effizienz erhöht.
Uganda hat mit der Entwicklung von UGHub ebenfalls eine Plattform für den Datenaustausch geschaffen, die die Interoperabilität von Daten und die Erbringung von Dienstleistungen zwischen den Regierungsbehörden verbessert. Diese von der Digital Impact Alliance unterstützte Initiative setzt auf lokale Innovationen, die Einbindung von Interessengruppen und öffentlich-private Partnerschaften.
Auch Somalia digitalisiert mit Unterstützung von GovStack seine Verwaltungsdienste. Ein modularer Baukastenansatz gewährleistet dabei sichere und effiziente Verwaltungsprozesse.
Erleichterte grenzüberschreitende Marktintegration
Da viele Länder DPI bereits in verschiedener Form entwickeln, ist es wichtig, das Thema DPI zu entmystifizieren. Auch wenn es keine Einheitslösung gibt, sollten gemeinsame Standards und Interoperabilität im Mittelpunkt stehen. DPI hat das Potenzial, eine geteilte Ressource zu werden, die allen den Zugang zu Dienstleistungen ermöglicht und besser vernetzte, widerstandsfähigere Gesellschaften fördert.
Eine sichere und vertrauenswürdige digitale Infrastruktur ist entscheidend für die Erbringung von Dienstleistungen. Sie fördert gesellschaftliche Teilhabe und das Wirtschaftswachstum, besonders im grenzüberschreitenden Handel und E-Commerce. Vertrauen spielt dabei eine Schlüsselrolle: Wenn Menschen sicher sind, dass ihre Daten geschützt sind, steigt die Nutzung digitaler Transaktionen und die digitale Wirtschaft wird angekurbelt.
Eine sichere DPI gewährleistet geschützte, nahtlos grenzüberschreitende Transaktionen, was insbesondere für kleine und mittlere Unternehmen wichtig ist, die expandieren möchten. Auch E-Commerce-Plattformen sind auf eine sichere DPI angewiesen, um Kundendaten und -transaktionen zu schützen. Maßnahmen wie die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union tragen wesentlich dazu bei, Datenschutzverletzungen zu verhindern und das Vertrauen der Verbraucher*innen zu stärken.
Leichtere regionale Integration
Eine sichere DPI ist auch für die regionale wirtschaftliche Entwicklung entscheidend, denn die Vereinheitlichung digitaler Standards über Grenzen hinweg kann Geschäftsprozesse optimieren, Kosten senken und die Wettbewerbsfähigkeit seigern. So ist das Ziel der Afrikanischen Freihandelszone (AfCFTA), den innerafrikanischen Handel um 52,3 Prozent zu steigern, indem Hürden abgebaut und reibungslose Transaktionen erleichtert werden.
Allerdings bringt der Aufbau von Vertrauen in DPI innerhalb der Ostafrikanischen Gemeinschaft einige Herausforderungen mit sich, darunter historisch bedingtes Misstrauen, fehlende digitale Kompetenzen und Datenschutzbedenken. Um diese Hürden zu überwinden, sind Transparenz, ein gestärkter Rechtsrahmen sowie Investitionen in digitale Kompetenzen und inklusive Dienste erforderlich.
Die Innovationsbeauftragten der Ostafrikanischen Gemeinschaft haben daher das Digital Leaders Forum East Africa on DPI ins Leben gerufen, das die regionale digitale Transformation vorantreiben soll. Es zielt darauf ab, die Prioritäten einzelner Länder und die der Ostafrikanischen Gemeinschaft aufeinander abzustimmen und die kontinuierliche Zusammenarbeit zwischen digitalen Akteuren zu stärken.
Förderung der Entwicklung des Privatsektors und der digitalen Innovation
Partnerschaften mit dem Privatsektor sind der Schlüssel zur schnellen Umsetzung von DPI, da sie das technische Fachwissen, Innovationen und Investitionen für mehr Sicherheit und Effizienz beisteuern. Unternehmen, die auf Cybersicherheit, Datenanalyse und digitale Zahlungen spezialisiert sind, bieten maßgeschneiderte Lösungen an, die leicht überregional umgesetzt werden können.
GovStack, das von Technologieunternehmen und internationalen Organisationen unterstützt wird, hilft beispielsweise Ländern wie Somalia dabei, ihre öffentlichen Dienste mit einer sicheren, modularen Infrastruktur zu digitalisieren.
In Tansania verbesserte M-Pesa von Vodacom die finanzielle Einbindung und veranlasste die Regierung dazu, elektronische Zahlungssysteme für Steuern und öffentliche Dienstleistungen einzuführen. Die tansanische Steuerbehörde hat M-Pesa sogar in ihr Steuererhebungssystem integriert, wodurch elektronische Zahlungen für Bürger*innen und Unternehmen erleichtert werden.
Einführung von DPI verläuft nicht linear
Die Entwicklung von DPI gestaltet sich in jedem Land unterschiedlich und bedarf der Unterstützung lokaler Technologie-Ökosysteme, um nachhaltig angelegt zu sein. Lösungen, die auf die individuellen Bedürfnisse eines Landes zugeschnitten sind, fördern Innovation und Anpassungsfähigkeit, wobei lokale Technologieanbieter maßgeblich an der Instandhaltung und Weiterentwicklung dieser Infrastrukturen mitwirken.
Open-Source-Technologien, wie digitale öffentliche Güter, bieten individualisierbare, kostengünstige Lösungen, die lokal angepasst werden können und gleichzeitig von der globalen Zusammenarbeit profitieren. Sie stärken lokale Entwickler und sorgen dafür, dass DPI sicher und innovativ bleibt.
Ein Beispiel ist Burundis Programm zur digitalen Transformation (einschließlich DPI) mit einem Volumen von 92 Millionen US-Dollar, das darauf abzielt, öffentliche Dienstleistungen mithilfe eines behördenübergreifenden Ansatzes sicherer zu machen. Zu diesem Zweck wird eine schlanke und transparente Infrastruktur für elektronische Dienste aufgebaut.
Die Entwicklung sicherer und inklusiver digitaler Dienste ist weltweit eine der wichtigsten Prioritäten. Länder wie Ruanda und Uganda dienen hier als Vorbilder und können zeigen, wie nationale Maßnahmen bedeutende Fortschritte im Bereich DPI bewirken können. Das volle Potenzial kann jedoch nur durch weitere regionale Zusammenarbeit, Wissensaustausch und kontinuierliche technische Unterstützung verwirklicht werden.
Die DPI-Safeguards-Initiative, gesteuert vom Büro des Technologiebeauftragten des UN-Generalsekretärs und dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, skizziert übergeordnete, allgemeingültige Prinzipien für die Gestaltung und Umsetzung von DPI. Dieser Multi-Stakeholder-Prozess betont Sicherheit, Vertrauen und Inklusion als zentrale Aspekte für alle Länder, unabhängig vom Stand ihrer digitalen Transformation.
Ebenso schaffen internationale Initiativen wie GovStack globale Toolboxen zur Digitalisierung von Behördendiensten, die es Ländern ermöglichen, sichere und effiziente DPI aufzubauen.
Weitere Mitwirkende an diesem Artikel: Collin Mugasha, Direktor E-Government Services, NITA-Uganda; Björn Richter und Fabro Steibel, Co-Vorsitzende der Arbeitsgruppe Operationalisierung für die DPI Safeguards Initiative; David Roos, Leiter des Projekts der deutschen Entwicklungszusammenarbeit mit der Ostafrikanischen Gemeinschaft.
Dieser Artikel ist ursprünglich hier erschienen.