Die rasante Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) hängt stark vom stetigen Wachstum der Datenökosysteme ab. Dabei stellt sich jedoch ein Problem: Es fehlen oft inklusive und vielfältige Daten. Ohne vollständige und qualitativ hochwertige Daten wird es für politische Entscheidungsträger schwierig, auf die vielfältigen Bedürfnisse unterschiedlicher Gesellschaftsgruppen einzugehen.
Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) nimmt dieses Thema in seiner feministischen Entwicklungspolitik auf, die einen intersektionalen und feministischen Ansatz verfolgt.
Bessere Daten für gerechtere Politik
Claudia Iveth Navarro Corona sitzt an einem Tisch in Mexiko-Stadt und denkt an bessere Zeiten. „Um meinen Traumjob zu bekommen, muss die Regierung an der Beseitigung von Ungleichheiten arbeiten“, sagt Claudia über die Gewährleistung der Rechte von Frauen und den Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheit.
Die 36-jährige Psychologieprofessorin und Psychotherapeutin ist eine von Tausenden von Frauen in Mexiko-Stadt, deren Stimmen im Rahmen einer Initiative für von Bürger*innen generierte Daten verwendet und mit Hilfe von Algorithmen zur Sprachverarbeitung analysiert wurden. Das Projekt ist das Ergebnis einer Partnerschaft zwischen dem Frauenministerium von Mexiko-Stadt, der White Ribbon Alliance, ProsperIA, Equidad Organizacion Feminista und der durch das BMZ finanzierten Data4Policy Initiative.
Claudias Geschichte ist nicht ungewöhnlich in Mexiko, wo der Zugang zu Versorgungsdienstleistungen wie Kinderbetreuung, Schulbildung, Nahrung und Gesundheit ungleich über die Bevölkerung verteilt ist. Die Regierung von Mexiko-Stadt hat die Stimmen von Claudia und anderen Frauen als Grundlage genutzt, um ein integrativeres Datenökosystem zu entwickeln. Dies ist dank der Frauenministerin von Mexiko-Stadt nun möglich, welche mit Hilfe einer Plattform für räumliche Intelligenz, ProsperIA, politische Maßnahmen gestaltet.
Inklusive Daten jenseits des binären Geschlechterverständnisses
Im Kontext von Daten und KI für nachhaltige Entwicklung verfolgt Data2Policy einen menschenrechtszentrierten Ansatz. Das bedeutet, dass wir unser Handeln und unsere Aktivitäten kontinuierlich hinterfragen und lernen, wie wir gesellschaftliche Gruppen, die in politischen Prozessen oft übersehen werden oder keine Stimme haben, noch besser unterstützen können.
Marie-Helen Cymorek, Beraterin beim Globalvorhaben „Data2Policy“
Zusammenarbeit für mehr Inklusion
Kürzlich organisierte das globale Programm Data2Policy eine „Time to Learn“-Sitzung für GIZ-Kolleg*innen. Als Gastredner war Prof. Philip R. Crehan – Mitbegründer von Koppa: The LGBTI+ Economic Power Lab – eingeladen. Er teilte sein Wissen und seine Erfahrungen im Bereich LGBTI+-inklusive Daten. Besonders spannend war die Vorstellung eines neuen Ansatzes zur Integration von LGBTI+-inklusiven Daten ins ecuadorianische Statistiksystem durch die GIZ.
Daten sind eine entscheidende Voraussetzung für den Aufbau wirtschaftlicher Teilhabe der LGBTI+- Community. Mit Koppa haben wir kürzlich ein Konsortium für inklusive Daten ins Leben gerufen, das nationale Statistikämter, Entwicklungsorganisationen und die Zivilgesellschaft zusammenbringt, um diese Lücken zu schließen.
Prof. Philip R. Crehan, Gründer, Koppa Lab
Data2Policy veröffentlicht regelmäßig weitere Anwendungsbeispiele auf der Data to Policy Navigator-Plattform, die gemeinsam mit dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) entwickelt wurde. Der Navigator wird derzeit mit detaillierten Informationen zu dem Projekt in Mexiko-Stadt aktualisiert, an dem Claudia teilgenommen hat. Zudem soll er um einen Ansatz zur Inklusion von Menschen mit Behinderungen in Namibia und Koppa’s Initiative in Belize, die LGBTI+-Arbeitnehmer*innen vor Diskriminierung schützt, erweitert werden. Außerdem wird ein Projekt in Argentinien vorgestellt, das sich mit dem Einsatz feministischer KI im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt beschäftigt. Durch die Veröffentlichung von Stimmen wie der von Claudia sollen politische Entscheidungsträger weltweit dazu inspiriert werden, mehr inklusive Datenprojekte zu fördern und gerechtere Politiken zu entwickeln.
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