Wie sich Landwirtschaftsbetriebe in Kenia mit KI gegen den Klimawandel wappnen

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Nach Angaben des IFAD (Fonds der Vereinten Nationen für landwirtschaftliche Entwicklung) gibt es in Kenia mehr als 7,5 Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen, auf die rund 75 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Produktion des Landes entfallen. Leider stellen die Auswirkungen des Klimawandels, wie Dürren und unvorhersehbare Wettermuster, eine erhebliche Bedrohung für die landwirtschaftliche Produktivität und den Lebensunterhalt der Beschäftigten. Darüber hinaus haben viele Landwirt*innen aufgrund der Art ihrer Bewirtschaftung, z. B. gemischte Flächennutzung für Ackerbau und Viehzucht, kleine bis mittelgroße Anbauflächen (zwischen 0,5 und 3 Hektar) und aufgrund begrenzter finanzieller Ressourcen häufig keinen Zugang zu herkömmlichen Frühwarnsystemen (z.B. für Schädlinge und Krankheiten).

Die Zusammenarbeit zwischen dem Local Development Research Institute (LDRI) und dem GIZ-Projekt FAIR Forward zielt darauf ab, kleine Landwirtschaftsbetriebe die Nutzung von KI-Technologie zur Vorhersage und Überwachung von Ernteerträgen zu ermöglichen. Mit Hilfe von Daten aus diversen Quellen wie Wetterstationen, Satellitenbildern und Bodensensoren können die Bauern und Bäuerinnen ihre Ernte mit Hilfe eines KI-Frühwarnsystems besser vorausplanen und steuern.

Das Tool soll den Anbau von z.B. Mais und Bohnen in den kenianischen Bezirken Kiambu und Embu unterstützen. Bislang haben 800 landwirtschaftliche Betriebe an dem Programm teilgenommen und profitieren so von Überwachung und Beratung.  Mit den gewonnenen Erkenntnissen können die Landwirt*innen fundierte Entscheidungen darüber treffen, wann sie pflanzen, bewässern und ernten sollen, und sich so besser an den Klimawandel und unvorhersehbare Wetterphänomene anzupassen.

Um dem starken Niederschlagsmangel in einigen Gebieten zu begegnen, fördert LDRI außerdem die Verwendung von klimaangepasstem Saatgut. Die Landwirt*innen vergleichen beispielsweise die Leistung von Maissorten, die speziell gezüchtet und entwickelt wurden, um widerstandsfähiger zu sein, mit den ihnen bekannten Sorten. Es zeigt sich, dass mit klimaangepasstem Saatgut Erträge aus bis zu vier Anbauzyklen pro Jahr erzielt werden können; eine Verdopplung im Vergleich zu den bisher üblichen ein bis zwei Zyklen pro Jahr.

Gespräche zwischen einer Expertin (von LDRI; links) und einem „Village-based observer“ (rechts) während eines Besuchs in Embu, Kenia im Februar 2023.

Laut Leo Mutuku, der Teamleiterin des Projekts und Leiterin der Abteilung Forschung und künstliche Intelligenz bei LDRI, besteht eine der größten Herausforderungen darin, dass es an lokalen Daten mangelt. Daher hat das Projekt in den letzten zwölf Monaten dörfliche Assistent*innen (Village Based Assistants, VBAs) eingesetzt, die z.B. bei der Erhebung von demografischen Informationen über die Landwirt*innen und die Grenzen der Anbauflächen helfen.

Da Kleinbauern und -bäuerinnen besonders von den Auswirkungen des Klimawandels und Naturkatastrophen betroffen sind, kann das Frühwarnsystem ihnen helfen, wichtige Entscheidungen zu treffen. Wenn sie wissen, wann sie pflanzen, bewässern und ernten müssen, verringert sich das Risiko von Ernteausfällen und es verbessert sich ihre Resilienz gegenüber dem Klimawandel.

ZUM AUSFÜHRLICHEN BERICHT ÜBER DAS PROJEKT